Netzwerkdichte und der Erfolg für Innovation

Wie Funktionalität, Ästhetik und Relevanz Innovationen antreiben

Als größter Energieverbraucher mit 30% und nur 2% Körperanteil mag unser Gehirn nichts Neues und auch keine Veränderung. Denn es ist bestrebt, den Energieverbrauch möglichst gering zu halten. Etwas Neues hat mit Irritation, Erkennen, Verstehen und Nutzen zu tun. Kurz gesagt: Neues verbraucht enorm viel Energie in unserem Gehirn und strengt den menschlichen Organismus an. Wir kennen, das wenn wir an einem Tag mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen abends müde nach Haus kommen. Deshalb ist die Einführung von Innovationen so eine große Herausforderung. Denn es geht ja dabei genau um das „Neue“.

Doch wie schaffen es Unternehmen mit Innovationen immer wieder erfolgreich zu sein?

Hierzu gibt es ein interessantes Interview in der jüngsten brandeins Ausgabe Thema Innovation mit dem Soziologen Brian Uzzi. Für den amerikanischen Professor von der Kellogg School of Management ist Innovation auf der einen Seite, wenn man etwas schneller, billiger oder besser macht. Also funktional verbessert. Auf der anderen Seite ergänzt Uzzi den ästhetischen Faktor. Wenn die Ästhetik gut gemacht ist, sorgt sie dafür, dass Innovation als etwas Neues und Einzigartiges erkannt wird. Gern ergänzen wir an dieser Stelle die Relevanz einer Innovation für den Markt. Eine Innovation muss unserer Meinung nach immer auch Abnehmer haben, die dafür bereit sind, Geld zu zahlen. Sonst handelt es sich nicht um Innovation. Im Idealfall löst die Kombination dieser Faktoren bei den potenziellen Verwendern das sogenannte „Haben wollen“ aus. Und genau dieses Spannungsfeld suchen Unternehmen für ihre Innovationen. Sie wollen ein Produkt, das technisch besser, relevant und zugleich modisch ist.

Die 90-zu-10-Formel

Uzzi geht im Interview noch weiter: Weil das Neue so schwer zu vermitteln ist, beschreibt er in einem Beispiel aus der Wissenschaft die 90-zu-10-Formel. Diese besagt, das der größte Teil einer Innovation aus Konventionellem, also aus bereits bestehenden Faktoren besteht. Denn diese sind einfacher zu transportieren. Unser Gehirn kennt das Bestehende bereits und wird es deshalb schneller akzeptieren.

Das quasi „Neue“ ist die Verschiebung alter Ideen in neue Geschäftsfelder

Nur 10% des Anteils von Innovationen wäre tatsächlich neu. Wenden wir Uzzis Regel auf die Innovation des Smartphones an, wird sie betätigt. Denn alles was den Erfolg der Smartphones ausmacht, gab es bereits vorher: Adressbuch, Tastenwahl, Anrufbeantworter, E-Mail, Kalender, Musikbibliothek, usw.. Gern erinnern wir uns noch an den Palm-Pilot, den Nokia Communicator oder den Apple Newton. Erst die neue Technik der Touch-Displays, GSM und die Öffnung des Systems für App-Drittanbieter lies das Smartphone zu einer Innovation werden. Doch die eigentliche Innovation des Smartphones ist die Möglichkeit der Individualisierung. Auf der ganzen Welt gibt es kein Smartphone im Gebrauch, welches mit identischer Software bespielt ist! Jeder Nutzer hat sein eigenes Set an Apps und Konfiguration.

Aber reichen verbesserte Funktionalität, Relevanz und Ästhetik aus, um etwas Neues zu schaffen?

Für eine erfolgreiche Innovation führt Uzzi weiter die Vernetzungsdichte des Netzwerkes an, in dem die Innovation entwickelt wird. Er bezeichnet die Dichte als den sogenannten Q-Faktor. Je größer das Netzwerk und je höher die Dichte sowie der Austausch zwischen den Teilnehmern ist, umso wahrscheinlicher wird der Erfolg einer Innovation. In einem Vortrag sprach von Professor Peter Kruse im gleichen Zusammenhang von der Resonanz des Netzwerkes und empfahl ähnliches.

Netzwerk ist nicht gleich Netzwerk.

Kruse führte an, dass mit Vergrößerung des Netzwerkes, die Komplexität steigt und die Effektivität leidet. Gleiches beschreibt Niels Pfläging in seinem Buch „Organisation für Komplexität“ und ist genauso wie Uzzi davon überzeugt, dass die Effektivität eines Netzwerkes besonders steigt, wenn es ohne Hierarchie in getrennten Einheiten über schmale Stege miteinander verbunden ist. Denn immer dann wenn der Q-Faktor steigt, steigt die Informationsdichte, so Uzzi. Das bedeutet, dass alle Teilnehmer nach einer gewissen Zeit über die gleichen Informationen verfügen. In einem ersten Effekt führt das zu mehr Innovation. Doch am Ende wenn alle über das gleiche, kreative Material verfügen, machen langfristig alle dasselbe. Die Kreativität leidet langfristig und das Netzwerk verliert seine Wirkung. Daher sollten die Teile eines Netzwerkes nur zeitweise zusammenarbeiten.

  • Verbesserte Funktionalität
  • Neue Ästhetik
  • Relevanz
  • 90-zu-10-Formel
  • Strukturiertes Netzwerk

Fazit

Neben den beschriebenen Erfolgsfaktoren für die Entwicklung (siehe Kasten) von Innovationen bleibt als Conclusio, dass Innovationen besonders gut in Unternehmen mit hoher Vernetzungsdichte entwickelt werden können. Idealerweise arbeiten dabei unterschiedliche Teams und Abteilungen nur temporär aber wechselnd zusammen. So kann das Innovationspotenzial langfristig in Unternehmen erhalten bleiben.

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